Die Geburtsstunde der Ausbildung zum österreichischen Heeresbergführer liegt nun 100 Jahre zurück. Nach einer schriftlichen Anregung von Hauptmann Freiherr von Bienerth an das Landesbureau des k. und k. Generalstabes in Wien am 14. November 1906 kam es zu einer ersten Organisation von Bergführerkursen beim Militär. Grund dafür waren Erfahrungen aus Manövern an der damaligen Grenze zu Italien.
Aus zwei Tiroler Landesschützenregimentern und dem Landwehrinfanterieregiment Klagenfurt Nr. 4 sowie später aus einem weiteren Tiroler Landesschützenregiment und dem Landwehrinfanterieregiment Laibach Nr. 27 wurden insgesamt fünf Gebirgsregimenter gebildet.
Die ganze Mannschaft dieser Truppe wurde mit alpiner Ausrüstung (Bergstöcke, Steigeisen, Seile, Eispickel, Schneereifen, Schi usw.) ausgestattet. Als besonderes Abzeichen trugen die Gebirgstruppen silbergestickte Edelweiß auf Rockkragen und Joppenparoli sowie einen Spielhahnstoß auf der Kappe.
Jetzt fehlten nur noch die Spezialisten, die in gefährlichen alpinen Situationen Erfahrung hatten. Daher wurde gemäß einer Empfehlung des damaligen k.u.k. Chef des Generalstabes Franz Conrad Freiherr von Hötzendorf im Jahre 1907 mit der Bergführerausbildung begonnen.
„Im Kriegsfalle I. (Italien – Anmerkung des Verfassers) wird es bei den Operationen im Gebirge sich als notwendig erweisen, denjenigen Truppen, welche die betreffende Gegend nicht kennen, zuverlässliche Bergführer zuzuweisen…
…möchte das Reichkriegsministerium auch darauf hinweisen, dass die italienische Grenzverwaltung…ähnliche Vorsorgen getroffen hat…
Ich bitte die erforderlichen Maßnahmen zur Schaffung einer Organisation des Bergführerwesens…treffen zu wollen…“
Die ersten nachweislichen militärischen Bergführerkurse fanden vom 23. Juli bis 13. August 1907 in den Tiroler Landesschützenregimentern statt.
Der Beginn der Bergführerausbildung war eine Auswirkung der alpinistischen Strömungen, die es bereits ab ca. 1890 in der Armee gegeben hat. Diese hatten jedoch anfangs einen mehr sportlichen als militärischen Charakter. Große Namen um die Jahrhundertwende waren Oblt Georg Bilgeri, Oblt Czant und die Zivilisten Mathias Zdarsky, Wilhelm Paulcke sowie Fridjof Nansen. Besonders die beiden Erstgenannten haben mit ihrem Enthusiasmus einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung sowohl des militärischen als auch zivilen Alpinismus geleistet.
Mit Ausbruch des 1.Weltkrieges gab es den größten Einschnitt für die österreichische Gebirgstruppe. Die meisten Soldaten der Gebirgstruppe fielen auf den galizischen Schlachtfeldern. So war mit einem Schlag die jahrelange Arbeit, die zum Aufbau einer schlagkräftigen Gebirgstruppe geführt hatte, zunichte gemacht worden.
Nachdem die Gefährdung des Staatsgebietes aus dem Süden erkannt wurde, musste innerhalb kürzester Zeit wieder eine schlagkräftige Gebirgstruppe zusammengestellt werden. Italien verabsäumte ein rasches Vorgehen gegenüber der österreichisch-ungarischen Monarchie und ermöglichte somit den Wiederaufbau einer Gebirgstruppe.
Wenn auch nur geringe Mittel zur Verfügung standen, wurde in kürzester Zeit Großartiges geleistet. Die Gebirgsgrenze wurde mit freiwilligen Tiroler Standschützen, weiters durch freiwillige Schützen aus Kärnten, Salzburg und der Steiermark besetzt. Treibende Kraft für den Aufbau der Gebirgstruppe war einmal mehr Georg Bilgeri, der inzwischen zum Hauptmann befördert worden war.
Bis zum Kriegbeginn mit Italien am 23. Mai 1915 konnte eine Organisation aufgebaut werden, die sowohl die Versorgung mit Alpingerät als auch die Ausbildung der Gebirgstruppe sicherstellte. Auch den fünf Subrayons-Kommanden, in welche die italienische Grenze Tirols eingeteilt war, wurden alpine Referenten zugeordnet. Diese Referenten waren sowohl für die Ausbildung der Truppe als auch für die Beurteilung der alpinen Gefahren in ihren Einsatzräumen verantwortlich.
Die ersten Kriegswochen begannen mit einem gegenseitigen Abtasten. Aus diesem Krieg der Bergführer und Spähtrupps entstand in wenigen Wochen eine durchgehende Front, entlang welcher Stellungskrieg geführt wurde. Teile der Front befanden sich dabei im extremen Gelände, in welchem man bis zu dieser Zeit kriegerische Handlungen nicht für möglich gehalten hatte. Man stellte fest, dass man zur Beherrschung von Übergängen auch die umliegenden Höhen samt möglichen Beobachtungspunkten im eigenen Besitz haben musste. Um Truppen in diesem teilweise äußerst schwierigen Gelände einsetzen zu können, oder sie für gewisse militärische Tätigkeiten dorthin zu bringen, bedurfte es der Bergführer und alpinen Referenten.
Bereits 1915 stellte man aus erfahrenen und bergbegeisterten Freiwilligen der Kaiserjägerregimenter Hochgebirgskompanien zusammen, die im hochalpinen Gelände eingesetzt wurden. Doch damit fand man noch immer nicht das Auslangen.
Daher wurde im Dezember 1916 mit der Aufstellung von Bergführerkompagnien begonnen. Der Hauptverdienst für deren Schaffung gebührt neben Bilgeri u. a. aber auch Oberstleutnant Czant und Mathias Zdarsky. Nach einer vorherigen Auswahl wurden den Bergführeranwärtern in einer zweimonatigen Ausbildung in Bozen und St. Christina in Gröden alle Themen im Fels und Eis vermittelt und auch die Bereiche Wegebau, Steigversicherungen, Lawinenschutzvorsorgen, ärztliche Hilfeleistung und Verwundetentransport sowie Kavernen- und Stollensprengungen waren Teil der Ausbildung.
Die Bergführerkompagnien hatten viele Aufgaben im Gebirge zu erfüllen. Sie führten den Kampf im extremen Gelände,; sie waren für die Beratung der Truppe im schwierigen Gelände verantwortlich; sie führten den hochalpinen Aufklärungsdienst durch; organisierten den Rettungsdienst im Hochgebirge und waren verantwortlich für hochalpine Weg- und Schutzbauten. Im Gegensatz zu den Hochgebirgskompagnien waren die Bergführerkompagnien nur ausnahmsweise für einen geschlossenen taktischen Kampfeinsatz vorgesehen. Da ihre Ausbildung so lange dauerte und diese Spezialisten nur schwer ersetzbar waren, vermied man es, diese Kompagnien geschlossen einzusetzen, sondern teilte sie nach den örtlichen Verhältnissen und taktischen Bedürfnissen auf Truppen der vordersten Kampffront, Reservetruppen, auf schwierige Nachschubswege und bei Kommanden in der erforderlichen Zahl auf.
Dass im Gebirgskrieg die besten Alpinisten der damaligen Zeit eingesetzt waren, sei hier nur an Hand einiger klingender Namen dargestellt. Es waren Bergführer wie Sepp Innerkofler, die Gebrüder Jahn, Dibona, Luis Trenker und viele mehr im Einsatz. Unter den alpinen Referenten der einzelnen Rayons waren klingende Namen wie Dyhrenfurth d. Ä. im Ortlergebiet, Julius Kugy in den Julischen Alpen, Leo Handl in der Marmolata, Mathias Zdarsky bei der 10. Armee und natürlich Bilgeri im Militärkommando in Innsbruck.
Für viele Geschichtsinteressierte zählt Sepp Innerkofler zu den großen Helden dieser Zeit. Nachdem er wochenlang im schwierigsten Gelände mit seiner fliegenden Patrouille den Feind bekämpfte, fiel er am Paternkofel in den Sextener Dolomiten im Zuge eines Überraschungsangriffes auf den Gipfel.
Auch in anderen Regionen haben Bergführer Außergewöhnliches geleistet. Durch Tunnelbau in Gletschern konnten zum Beispiel Versorgungsmaßnahmen durchgeführt werden und selbst das Werfen des Feindes auf der Hohen Schneid im Ortlergebiet erfolgte aus so einem Tunnel.
Überall dort, wo keine Bergführer eingesetzt waren, oder deren Ratschläge nicht befolgt wurden, gab es zum Teil erhebliche Verluste durch alpine Gefahren wie Lawinen. Eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte des Gebirgskrieges fand im Marmolata-Gebiet statt und gab ein Beispiel für die Ignoranz der Vorgesetzten in Bezug auf alpine Gefahren: Der Winter 1916/17 war einer der schneereichsten überhaupt und man erkannte, dass die Nachschubposition Gran Poz in einem lawinengefährdeten Bereich stand. Trotz Warnung durch Bergführer und der Bitte des eingesetzten Bataillonskommandanten Hptm Rudolf Schmid, die Position vorübergehend räumen zu dürfen, entschied das Kommando der 90. Infanterietruppen-Division anders.
Am 13. Dezember 1916 wurde Gran Poz von gewaltigen Schneemassen verschüttet und von 321 Männern konnten 270 nur noch tot geborgen werden.
Während des 1. Weltkrieges wurden sehr viele Bergführer ausgebildet. Aus Notizen von Bilgeri geht hervor, dass am 22. Jänner 1918 bereits 146 Offiziere und 2302 Mannschaften zu Militärbergführern ausgebildet waren. In dieser Zeit wurden natürlich auch viele Vorschriften und Ausbildungsunterlagen erstellt, die internationale Anerkennung fanden und von anderen Armeen übernommen wurden. Auch ein Abzeichen für Militärbergführer wurde noch im Juni 1918 eingeführt, kam allerdings nur mehr in geringer Stückzahl zur Verteilung.
Mit Kriegsende gab es eine Unzahl von Alpinisten und Schiläufern, die nach einheitlichen Richtlinien beim Militär ausgebildet wurden. Tausende von Schiläufern konnten ihre Schiausrüstung mit nach Hause nehmen und viele setzten ihre Fähigkeiten im zivilen Bereich ein. Der militärische Schilauf war grundlegend für die Weiterentwicklung des Schilaufes, auch der Arlbergtechnik, die unter Hannes Schneider so bekannt wurde.
Die Alpinausbildung ab 1921 ähnelte bereits dem jetzt noch gültigen Ablauf. Es gab bereits die Unterteilung in drei Stufen mit Heeresalpinist, dem Heeresbergführergehilfen und dem Heeresbergführer. Zusätzlich gab es noch Brigadealpinkurse, die zur Fortbildung von alpin vorgebildeten Offizieren und Mannschaften dienten. Die Heeresalpinkurse dienten zur Heranbildung von Lehrern für die Brigadealpinkurse. Die besten Absolventen der Heeresalpinkurse nahmen an der fast zweimonatigen Ausbildung zum Heeresbergführer teil.
Man wurde allerdings nach Bestehen dieses Kurses zuerst zum Heeresbergführergehilfen ernannt. Danach musste der Absolvent mindestens sechs hochalpine Sommer- und drei Wintertouren „einwandfrei“ führen, um zum Heeresbergführer ernannt zu werden.
In dieser Zeit wurden auch wieder Referenten für die Alpinausbildung bei den Brigaden eingeteilt. Der Mann dieser Zeit war Major Josef Machek, der sowohl Alpinreferent der 6. Brigade als auch Kurskommandant vieler Bergführerkurse war.
Mit der Wiederaufnahme der Alpinausbildung nach dem 1. Weltkrieg wurden in den Garnisonen Rettungspatrouillen organisiert. Damit stand auch der zivile Nutzen außer Frage, da militärische Rettungspatrouillen bei einigen schwierigen Unternehmen, zum Beispiel 1924 bei der Bergung eines Verunfallten aus der Dachstein-Südwand unter Leitung des Heeresbergführers Stabshauptmann Ludwig Wallner, zivile Rettungsorganisationen unterstützten.
Im Jahre 1931 wurden auch neue Abzeichen für den Heeresbergführergehilfen und Heeresbergführer eingeführt. Diese Abzeichen entsprachen bereits den heute noch verwendeten und wurden auch während der Zeit des Anschlusses Österreichs an Deutschland nicht verändert.
Österreich hatte nach der Umgliederung 1935 eine Reihe von Gebirgstruppen, die vor allem durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht entsprechend aufgefüllt wurden. Die vorher aus den sechs Alpenjägerregimentern und den Alpenjägerbataillonen 3 in Salzburg und 4 in Bregenz bestehende Gebirgstruppe fand sich in den Divisionen 5 – 7 wieder. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 entstanden daraus die 2. und 3. deutsche Gebirgsdivision.
Zusätzlich zu den Gebirgstruppen stellte Österreich noch als Ausbildungsstätte die Hochgebirgs-Kampfschule in Fulpmes in Tirol. Diese wurde im November 1939 gegründet. Die Aufgabe dieser Schule war es, gemeinsam mit der Hochgebirgsschule Mittenwald, Truppenführer im Gebirgskampf sowie Heeresbergführer auszubilden. Nachdem Ende 1942 das Kommando nach Mittenwald und eine Lehrgruppe ins Lager Luttensee bei Mittenwald verlegt wurden, blieb nur noch eine Lehrgruppe bis zum Kriegsende in Fulpmes.
Die Ausbildung der Heeresbergführer wurde in dieser Zeit natürlich weiter fortgeführt. Da es allerdings in der Ausbildung zu einer Vermischung zwischen deutschen und österreichischen Soldaten kam, ist eine genaue Dokumentation dieses Abschnittes schwer möglich. Obgleich es auch im II. Weltkrieg Einsätze im Gebirge gab, man denke nur an den Kampf von Gebirgstruppen um den höchsten Gipfel Europas, den Mont Blanc, ist ein Bezug zum österreichischen Heeresbergführer nicht direkt herzustellen.
Indirekt kann man natürlich annehmen, dass auf Grund der Ausbildung, die in Fulpmes durchgeführt wurde, erst Leistungen wie jene auf der Turiner Hütte im Mont Blanc Massiv möglich waren. Dabei haben deutsche Gebirgsjäger am 2. Oktober 1944 bei Nacht und Schneesturm einen Angriff gegen die Turiner Hütte (3322m) geführt und erfolgreich abgeschlossen. Dort war zu diesem Zeitpunkt die damalige Elite des französischen Alpinismus eingesetzt. Niemand hätte vermutet, dass bei diesem Wetter jemand über schwierigstes Gelände und Gletscher einen Angriff wagen würde.
Erst mit der Aufstellung der B-Gendarmerie als Gendarmerieschulen im Jahre 1952 konnte man sich auch wieder mit der Alpinausbildung beschäftigen. Im Rahmen der Alpinausbildung der Gendarmerie wurden in der B-Gendarmerie diese Spezialisten geschult. Mit der Aufstellung des Amtes für Landesverteidigung konnte ab 1955 eine von der Gendarmerie unabhängige Ausbildung durchgeführt werden. Die noch von der Gendarmerie geschulten Bergführer waren jetzt das Rückgrat der militärischen Alpinausbildung.
Ab 1959 wurde die Ausbildung im Österreichischen Bundesheer neu geregelt. Die Einteilung der Qualifikationen entspricht den heute noch gültigen Bestimmungen. Mit den neuen Durchführungsbestimmungen gab es nun den Heereshochalpinisten, den Heeresbergführergehilfen und den Heeresbergführer. Mit dieser Festlegung wurden auch die neuen „alten“ Abzeichen eingeführt und 1963 die Alpinvorschrift der Gendarmerie durch eigene Merkblätter ersetzt.
Mit der Aufstellung der Jägerschule wurde die Alpinkompetenz in Saalfelden angesiedelt. Zur Vereinheitlichung der Alpin- und Schilehrerkurse wurde im April 1966 ein neues einheitliches Ausbildungsprogramm festgelegt. Dieses Programm entsprach in vielen Bereichen dem heute noch gültigen. Die erste Ausgabe einer eigenen Vorschrift für die Alpinausbildung wurde schließlich 1972 herausgegeben und in etwa in einem Zehnjahresrhythmus 1982 und 1993 überarbeitet. Gemeinsam mit der 1988 erstmals herausgegebenen Sammlung aller Bestimmungen für die Alpin- und Gebirgskampfausbildung, den Durchführungsbestimmungen für die Alpinausbildung (DBAlpA), konnten somit allgemein zugängliche Grundlagen für diese Eliteausbildung geschaffen werden.
Ab Beginn der 90er Jahre wurde in der qualifizierten Alpinausbildung wieder verstärkt auf den Gebirgs- und Winterkampf Wert gelegt. Bis dahin fand in der qualifizierten Ausbildung das technische und physische Training deutlich mehr Gewicht. Mit der Einführung von Gebirgskampfkursen in die Ausbildung anfangs beim Heeresbergführergehilfen und in weiterer Folge beim Heereshochalpinisten konnte hier ein wichtiger Schritt getan werden.
Damit war sichergestellt, dass jeder qualifizierte Alpinist des Österreichischen Bundesheeres auch in den wichtigsten Themen des Überlebens und Kämpfens im Gebirge geschult wurde. Vor allem in Hinblick auf mögliche Einsätze im Ausland erscheint diese Ausbildung zukünftig für jeden Soldaten von Nöten.
Die gesamte qualifizierte Alpinausbildung ist einer ständigen Anpassung an die Erfordernisse der Truppe unterworfen. Dabei werden sowohl Erkenntnisse aus dem zivilen Bereich als auch Erfahrungen der Ausbilder der Truppe in den Entwicklungsprozess mit einbezogen, um sowohl im Ausrüstungsbereich als auch technischen Bereich dem Stand der Zeit zu entsprechen.
Mit dem Beginn der Ausbildung zum Bergführer beim Militär vor beinahe 100 Jahren, hat das Landesverteidigungskommando folgenden Auftrag an die kursführenden Dienststellen geben:
„Ich mache ganz besonders darauf aufmerksam, dass die mehr sportliche Bewältigung einiger Gipfel und Jöcher hiefür keineswegs genügt; die Betreffenden müssen sich vielmehr gediegene alpine Kenntnisse verschaffen, wie zum Beispiel:
Beurteilung, ob ein Gebirgsübergang im gegebenen Momente bewerkstelligt werden kann oder nicht; Marschtechnik (Gruppierung, Hilfsmittel), Beurteilung der Schneeverhältnisse, Gefahr von Steinschlägen und Schneelawinen, richtige Anwendung von Seilen, Pickeln etc.; Nächtigung, Verpflegung u.s.w.“
Ganz klar wurde damals bereits festgestellt, dass das alpine Erlebnis alleine nicht der Zweck dieser Ausbildung ist. Der Heeresbergführer unterscheidet sich vom zivilen Bergführer. Wird im zivilen Bereich erlebnisorientiert gearbeitet, hat der Heeresbergführer sich immer an einem Auftrag zu orientieren
Der Berater des Kommandanten, der die Beurteilung der Alpinlage durchführt und somit die Voraussetzungen für die Erfüllung des Auftrages schafft, ist das Ziel der Ausbildung.
Die Ausbildung zum Heeresbergführer gehört nach wie vor zum Anspruchsvollsten, was das österreichische Bundesheer zu bieten hat. Jeder, der dieses Abzeichen trägt, kann zu Recht stolz sein, diese Qualifikation erreicht zu haben. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wäre allerdings falsch. Nur durch ein ständiges Abstimmen der Ausbildung auf die Erfordernisse kann es gelingen, den Heeresbergführer in eine Zukunft zu leiten, in der seine Fähigkeiten auch weiterhin benötigt werden. Dazu gilt es, sich ständig mit möglichen Einsatzszenarien zu beschäftigen und die Inhalte der Ausbildung zu adaptieren. Durch die derzeitigen Auslandseinsätze kann man relativ gut abschätzen, ob die durchgeführte Ausbildung auch den Anforderungen im Einsatz entspricht. Dabei ergibt sich natürlich ebenso die Gelegenheit, sich mit den internationalen Standards zu vergleichen.
Die internationale Anerkennung ist dem österreichischen Heeresbergführer mittlerweile auf jeden Fall gewiss. Nicht nur die gezeigten Leistungen bei den internationalen Einsätzen tragen dazu bei, sondern auch die Ausbildung von Soldaten aus mehr als 20 Ländern, die zum Zwecke der Gebirgsausbildung nach Österreich kommen. An der Jägerschule werden jährlich mehrere internationale Lehrgänge durchgeführt und Einheiten aus vielen Ländern senden ihre Truppen nach Österreich zur Ausbildung. Da Länder wie die Vereinigten Staaten oder Großbritannien auch Einsatzerfahrungen im Gebirgskampf haben, spricht es für Österreich, wenn diese Länder Soldaten zur Gebirgsausbildung nach Österreich schicken und sich von Heeresbergführern ausbilden lassen.
Der Heeresbergführer kann also mit ruhigen Gewissen sein 100jähriges Bestandsjubiläum feiern, denn es wurden nicht nur Tradition gepflegt und persönliche Vorlieben ausgeübt, sondern es wurde auch der im Jahre 1907 an Heeresbergführer ausgegebene Auftrag weiterverfolgt.